Last Updated on 5. Oktober 2024 by Christian Smoly
Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Sie sich bei Stress nicht nur mental, sondern auch körperlich unwohl fühlen? Die Antwort liegt in der faszinierenden Verbindung zwischen Körper und Geist. Diese Verbindung ist keine neue Erkenntnis: schon seit Jahrtausenden wissen wir intuitiv, dass unser seelisches Wohlbefinden eng mit unserer körperlichen Gesundheit verknüpft ist.
Heute bestätigt die moderne Wissenschaft, insbesondere das Forschungsgebiet der Psycho-Neuro-Immunologie (PNI), diese uralte Weisheit mit handfesten Beweisen. Die PNI zeigt uns, wie Gedanken und Gefühle unser Immunsystem und damit unsere gesamte Gesundheit beeinflussen können.
In diesem Beitrag möchte ich Sie einladen, diese spannenden Zusammenhänge zu entdecken und zu verstehen, wie Sie sie für Ihr eigenes Wohlbefinden nutzen können. Lassen Sie uns erkunden, wie Sie durch bewusste Lebensführung und einfache, aber wirkungsvolle Methoden Ihre Lebensqualität ganzheitlich verbessern können.
PNI: Körper und Seele als Einheit.
Das für Gesundheit und Krankheit entscheidende Zusammenspiel von Nerven-, Hormon- und Immunfunktion ist Thema der Psychoneuroimmunologie. Sie ist der Forschungszweig der modernen Psychosomatik, der sich mit den neuronalen und biochemischen Kommunikationswegen zwischen Psyche, Gehirn und Immunsystem beschäftigt.
Hier sich über den neuesten Stand von PNI im Kontext unseres Immunsystems leicht verständlich und kurzweilig informieren:
Was uns krank macht. Was uns heilt: Aufbruch in eine neue Medizin. Das Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele besser verstehen. 2024. Christian Schubert.
Mehr erfahrenEin ganzheitliches Konzept, das sichergesund genau so repräsentiert.
Paradigma (vorherrschende Lehrmeinung) unseres Gesundheitssystems: Das Immunsystem wird in der biomedizinischen Wissenschaft traditionell als eigenständig, also autonom arbeitend betrachtet. Durch PNI wird jedoch immer deutlicher: Das Immunsystem ist kein isolierter Einzelgänger, sondern muss als Team-Player des menschlichen Organismus angesehen werden. Gehirn, Psyche und Immunsystem sind miteinander untrennbar verknüpft und verfolgen dasselbe Ziel: den Schutz des Organismus; vor alltäglichen Gefahren und unliebsamen Stressoren (Faktoren, die Stress auslösen). Höchste Zeit für einen Paradigmenwechsel.
Psychoneuroimmunologie (PNI) oder Psychoimmunologie ist ein interdisziplinäres Forschungsgebiet, das sich mit der Wechselwirkung der Psyche, des Nervensystems und des Immunsystems beschäftigt. Das Forschungsgebiet wurde etabliert, nachdem der amerikanische Psychologe Robert Ader (1932–2011) experimentell im Jahr 1974 nachwies, dass das Immunsystem mit dem zentralen Nervensystem zusammenarbeitet und lernen kann. Seitdem ist es zu einem der bedeutendsten Gebiete moderner medizinischer Forschung geworden. Wikipedia
PARADIGMA: Zentral ist die Erkenntnis, dass Botenstoffe des Nervensystems auf das Immunsystem und Botenstoffe des Immunsystems auf das Nervensystem wirken.
Durch diese Grundlage werden Erklärungen möglich, warum psychologische und psychotherapeutische Prozesse sich nachweisbar auf körperliche Funktionen auswirken (Psychosomatik). Im Mittelpunkt steht die Wirkung der Psyche auf das Immunsystem, warum unter anderem negativer Stress (Disstress) Immunfaktoren negativ beeinflusst.
Das Wichtigste auf einen Blick
Hier Fakten zur Psycho-Neuro-Immunologie (PNI), die die Verbindung zwischen Psyche und körperlicher Gesundheit aufzeigen:
- Studien zeigen, dass Stress das Immunsystem schwächen und die Anfälligkeit für Infekte erhöhen kann. Stress erhöht die Produktion der Stresshormone Cortisol und Adrenalin, die immunsuppressive Wirkungen haben und Entzündungen fördern können. Dauerstress kann auch die Aktivität natürlicher Killerzellen vermindern und so die Immunabwehr gegen Krebszellen schwächen. Umgekehrt kann eine positive Einstellung die Immunabwehr stärken.
- Depressionen gehen oft mit einer verminderten Immunfunktion einher. Eine Therapie der Depression kann auch die Immunfunktion verbessern.
- Lachen und Humor aktivieren die Ausschüttung von Botenstoffen, die das Immunsystem modulieren und stärken können.
- Meditation und Entspannungstechniken können nachweislich immunologische Marker verbessern und die Anfälligkeit für Krankheiten verringern.
- Soziale Integration und Unterstützung wirkt sich nachweislich positiv auf die Immunfunktion aus. Einsamkeit schwächt dagegen die Abwehrkräfte.
- Der Placebo-Effekt zeigt, dass allein die Erwartung, dass eine Behandlung wirkt, messbare Veränderungen im Immunsystem und Heilungsverlauf bewirken kann. Der Placebo-Effekt beruht teilweise auf der Ausschüttung körpereigener Opioide und kann so wie echte Medikamente das Immunsystem beeinflussen.
- Bei Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis können Stressmanagement und eine positive Einstellung den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen.
- Entspannungsverfahren wie Meditation, Yoga und Tai Chi erhöhen nachweislich die Anzahl und Aktivität von Immunzellen.
- Psychotherapie bei Angststörungen oder Depression kann nicht nur die Psyche, sondern auch entsprechende immunologische Marker verbessern.
- Die Wirkung von Impfungen hängt teilweise von der psychischen Verfassung ab. Bei Negativstimmung entwickelt sich weniger Impfschutz.
- Lach- und Atemtherapie können die Anzahl und Aktivität von natürlichen Killerzellen und Antikörpern erhöhen.
Dauerstress macht krank
Ein starker oder lang anhaltender Stressor, also eine längerfristige Aufrechterhaltung des Alarmzustandes wirkt sich schädigend auf den Körper aus und steigert das Risiko für Infekte; Allergien; die Entstehung von Krebs und anderen Erkrankungen.
Dauerstress, also chronischer Stress, kann krank machen und erhebliche Auswirkungen auf Körper und Psyche haben. Während kurzfristiger Stress manchmal sogar positiv wirken kann, indem er die Leistungsfähigkeit steigert, führt anhaltender Stress zu einer dauerhaften Belastung des Körpers und kann zahlreiche gesundheitliche Probleme verursachen.
Auswirkungen von Dauerstress
Körperliche Auswirkungen:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Dauerstress erhöht die Konzentration von Stresshormonen wie Cortisol und Adrenalin im Blut, was den Blutdruck und Herzschlag beschleunigt. Dies kann langfristig zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen.
- Verdauungsprobleme: Chronischer Stress kann zu Magen-Darm-Problemen wie Reizdarmsyndrom, Magengeschwüren oder Verdauungsstörungen führen.
- Immunsystem: Ein dauerhaft erhöhter Stresspegel kann das Immunsystem schwächen und die Anfälligkeit für Infektionen erhöhen.
- Die ständige Alarmbereitschaft führt zu Muskelverspannungen, insbesondere im Kopf-, Schulter- und Rückenbereich.
Psychische Auswirkungen:
- Gedächtnis und Konzentration: Chronischer Stress kann die Gehirnmasse reduzieren und die Gedächtnisleistung beeinträchtigen.
- Psychische Erkrankungen: Dauerstress erhöht das Risiko für psychische Störungen wie Angstzustände, Depressionen oder sogar Burn-out.
Erkennungsmerkmale und Gegenmaßnahmen
Erkennungsmerkmale von Dauerstress:
- Ein wachsender Bauchumfang kann ein Indikator für Dauerstress sein, da das viszerale Fett unter dem Einfluss von Cortisol wächst.
- Symptome wie anhaltende Erschöpfung, Schlafprobleme, Reizbarkeit und Konzentrationsschwierigkeiten können auf Dauerstress hinweisen.
Gegenmaßnahmen:
- Stressbewältigung: Techniken wie Meditation und Atemübungen können helfen, Stress abzubauen.
- Gesunde Lebensweise: Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf sind wichtig, um den Körper widerstandsfähiger gegen Stress zu machen.
Dauerstress kann somit erhebliche gesundheitliche Folgen haben, weshalb es wichtig ist, frühzeitig Maßnahmen zur Stressbewältigung zu ergreifen.
Positive Lebenseinstellung stärkt die Abwehrkräfte
Die zukünftige Richtung für unsere gesellschaftliche Entwicklung ist klar vorgegeben angesichts solcher Erkenntnisse: Fokus auf ein ganzheitliches Menschenbild. Positive Lebenseinstellung und gesunde Beziehungen! Fest steht, dass vertrauensvolle Beziehungen sowie das Erleben sozialer Unterstützung mit geringeren Entzündungs-Werten verbunden sind und somit die Immunabwehr stärken. Das wird zudem durch eine generell positive Lebenseinstellung unterstützt.
Zu solchen Positivfaktoren zählen Persönlichkeitseigenschaften wie Optimismus, Selbstwert oder Selbstwirksamkeit. Jeder selbst kann auf sein Leben einwirken: Als Selbstwirksamkeit bezeichnet man den Glauben, aufgrund eigener Kompetenzen gewünschte Handlungen erfolgreich selbst ausführen zu können. Es gibt Gemeinsamkeiten zum Optimismus, der ganz allgemein an ein gutes Ende aller Dinge glaubt und daran, das gute Ende herbeiführen zu können. Heilungs- und Genesungsprozesse werden so begünstigt.
Auch ob wir uns mit einem Virus anstecken oder nicht, hängt von unserer Konstitution ab. Das konnte der amerikanische PNI-Forscher Sheldon Cohen anhand eines Experiments zeigen. Dazu setzte er gesunde Testpersonen unter Quarantäne-Bedingungen gezielt bestimmten Viren aus. Es stellte sich heraus, dass sich bei Weitem nicht alle mit dem jeweiligen Virus ansteckten. Personen mit einem positiven emotionalen Persönlichkeitsprofil erkrankten seltener und signalisierten weniger klinische Symptome.
Selbstheilung: Patient ist nie lebloses Objekt
In diesem Kontext ist interessant, inwieweit Patienten ihren Heilungsprozess selbst organisieren können. Ausschlaggebend für den als „Heilung ohne medizinische Behandlung“ definierten Begriff der Selbstheilung ist aus psychoneuro-immunologischer Sicht, dass das Immunsystem gesundheitsförderliche Informationen verarbeiten kann. Selbst ist der Mann/die Frau – für die eigene Gesundheit. Leben Sie so, dass Sie über hohe Resilienz (Widerstandskraft) verfügen.
Als selbstheilend werden Mechanismen bezeichnet, die die Stress-Verarbeitung effizienter machen und infolgedessen die Immunfunktion verbessern.
Neuronale Heilung, so geht die gezielte Anwendung von Methoden zur Entspannung (atmen, meditieren) nachweislich mit einer Stärkung des Immunsystems einher.
So wie jeder Mensch nie nur passiv Stress-Reizen ausgesetzt ist, ist er auch als Patient nie nur passives Objekt einer medizinischen Behandlung. Vielmehr sind alle körperlichen Faktoren sowie psychosozialen Einflüsse mit dafür ausschlaggebend, ob und in welcher Form ein Organismus auf eine Therapie und den Gesundungs-Prozess anspricht. Diese Erkenntnisse stehen im Widerspruch zu unserem noch biomedizinisch ausgerichteten Gesundheitssystem. Spezialisierung, Objektivierung und Standardisierung sind dessen Leit-Motive. Psychische und zwischenmenschliche Aspekte bleiben nahezu unberücksichtigt.
Psychoneuroimmunologie PNI und Polyvagaltheorie
Psychoneuroimmunologie (PNI) und die Polyvagaltheorie sind zwei wissenschaftliche Modelle, die die Wechselwirkungen zwischen dem Nervensystem, dem Immunsystem und dem Gehirn untersuchen. Sie bieten immer mehr Erkenntnisse, wie Stress und Trauma unsere Gesundheit beeinflussen können.
PNI: Die Psychoneuroimmunologie ist ein interdisziplinäres Forschungsgebiet, das die Wechselwirkungen zwischen psychischen Faktoren, dem Nervensystem und dem Immunsystem untersucht. Polyvagaltheorie: Die Polyvagaltheorie ist ein Modell des Nervensystems, das drei Hauptmodi des Nervensystems unterscheidet: den Sympathikus, den Parasympathikus und den Vagusnerv.
Gemeinsamkeiten
- PNI und die Polyvagaltheorie betonen beide die Bedeutung der Stressreduktion für die Gesundheit. Stress kann das Immunsystem schwächen und zu einer Reihe von gesundheitlichen Problemen führen.
- PNI und die Polyvagaltheorie betonen beide die Bedeutung der sozialen Bindung für die Gesundheit. Soziale Bindung kann das Immunsystem stärken und Stress reduzieren.
Unterschiede
- PNI ist ein breiteres Forschungsgebiet als die Polyvagaltheorie. PNI untersucht die Wechselwirkungen zwischen allen drei Systemen, während die Polyvagaltheorie sich auf das Nervensystem konzentriert.
- PNI konzentriert sich auf die Auswirkungen von Stress auf die Gesundheit, während die Polyvagaltheorie auch die Auswirkungen von Sicherheit und Bindung auf die Gesundheit untersucht.
PNI und die Polyvagaltheorie sind meines Erachtens zwei essenzielle Modelle, die unser Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Geist, Körper und Seele verbessern. Sie bieten ein umfassendes Verständnis dafür, wie Stress und Trauma unsere Gesundheit beeinflussen können.
Die PNI ist zusammengefasst also die psychosomatische Herausforderung für das vorherrschende biomedizinisch-technische Verständnis von Gesundheit und Krankheit.
Fazit
Wird das neue Paradigma in unserer Gesellschaft Allgemeingut, so werden in Zukunft nicht mehr kranke Körper ohne Seelen oder leidende Seelen ohne Körper behandelt, sondern der Mensch in seiner biopsychosozialen Gesamtheit.
Seele-Körper-Einheit: positive Lebenseinstellung und ein fitter Körper sind notwendig, um diese Einheit stabil zu halten.
Buchtipp PNI
Ein Blick auf den Zusammenhang VON GEHIRN, PSYCHE UND GESUNDHEIT. Wie die relativ junge Disziplin der Psychoneuroimmunologie beweist, wirken Psyche, Gehirn und Immunsystem aufs Engste zusammen. Unser Immunsystem steht in ständiger Wechselwirkung mit unseren Gedanken, unserem Verhalten und unseren Gefühlen. Studien zeigen: Chronischer Stress, z. B. in Beziehungen oder im Job, macht uns nicht nur anfälliger für Infektionen, sondern kann uns krank machen und unser Leben erheblich verkürzen.
Jedoch mobilisieren positive Gedanken sowie seelische Ausgeglichenheit und inneres Wohlbefinden unsere Selbstheilungskräfte, die Krankheiten verhindern. Christian Schubert plädiert für einen Ansatz, der den ganzen Menschen im Blick hat und einen radikalen Wandel unseres Gesundheitswesens erfordern würde.
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